'Ob ich nun an einen Dämon des Luftreichs glaube oder an einen Faktor im Unbewussten, welcher
mir einen teuflischen Streich spielt, ist völlig irrelevant. Die Tatsache, dass der Mensch von fremden Mächten
in seiner eingebildeten Einheitlichkeit bedroht ist, bleibt nach wie vor diesselbe.'
(C.G. Jung - Archetypen dtv 1993) | ||
Wenn man Dämonen und den Glauben an sie unter psychologischen Aspekten betrachtet, dann kommt man natürlich an Begrifflichkeiten wie Dissoziative Störungen, Schizophrenie, Besessenheit und multiple Persöhnlichkeitsstruktur nicht vorbei.
In früheren Epochen des menschlichen Seins, als Wissen noch ein geschütztes Privileg der jeweils herrschenden Kasten (Adel,
Priester etc.) gewesen ist, wurde selbst das Krankheitsbild der Epilepsie oder auch der Katatonie als eine dämonische Besessenheit
angesehen und die davon befallenen kamen nicht nur in Verruf, sondern wurden auch mit gänzlich verfehlten Mitteln wie z.B. einer im
Rahmen eines Exorzismus stattfindenden gewalttätigen Austreibung zwangskonfrontiert; was schlimme Folgen sowohl für die physische, als auch für
die psychische Konstitution nach sich zog. So teilte z.B. Johann Joseph Gassner (Pfarrer zu Klösterle im Bistum Chur-18 Jhr.), der sich als Heiler von Krankheiten im Auftrag des Herrn sah, die ihm zur Wunderheilung anvertrauten bzw. zwangsübergebenen Menschen und ihre jeweiligen Leiden in drei Kategorien ein:
Viele dieser 'Kranken' wurden so gründlich von ihm geheilt, daß bleibende psychische Schäden an der Tagesordnung waren. Natürlich war sowohl im Falle dieses Wunderheilers, als auch in allen vergleichbaren Fällen religiös geprägten Eiferertums, das Spiel mit der Angst der eigentliche Beweggrund für solche Exzesse; denn nur wer Angst vor dem scheinbar Unerklärlichen hat, ist nur allzu gerne bereit, sich in die Arme eines vermeintlichen Glaubens, seines dazugehörigen imaginären Gottes und dessen jeweiligen Repräsentanten im Diesseits zu flüchten. In der aufgeklärteren Gesellschaft des 20.Jhr. und des heute sind die Erkenntnisse über psychische Störungen erheblich weiter fortgeschritten und alle die Krankheitsbilder, welche ehemals auf dämonische Besessenheit schließen ließen, werden nun mit rein psychologischen bzw. medizinischen Augen betrachtet. Doch wenden wir uns diesen unterschiedlichen Krankheiten an Seele, Geist und Körper einmal näher zu und betrachten ihre Symptome unter dem Aspekt, der damals auf dämonischen Befall schließen ließ.
Die Epilepsie
ist eine neurologische Anfallserkrankung,die eine paroxysmale (anfallsartige) kortikale (von der Gehirnrinde ausgehend) Entladung elektrischer Potentiale bewirkt, die zu einer schnellen Abnahme des normalen Membranpotentials führt, und so einen Anfall auslöst.
Die Anfälle selbst sind durch unterschiedlichr lang andauernde Veränderungen der Hirnfunktion gekennzeichnet, die die Motorik, das Sprechvermögen und Bewußtsein vorübergehend beeinträchtigen.
Dabei kann es u.a zu Zuckungen des ganzen Körpers kommen und in extremen Fällen auch zur Schaumbildung vor dem Mund.
Die Katatonie
wird in zwei Kategorien aufgeteilt!
Das Tourettesyndrom (Tic)
ist eine Kombination von vokalen mit vielen verschiedenen motorischen Tics in chronischer Form (d.h. die Tics treten mehrmals täglich auf).
Es unterscheidet zwischen motorischen, das sind unwillkürliche, rasche, wiederholte Bewegungen wie z.B. Augenblinzeln, Kopfwerfen, Schulterzucken, Grimassieren usw. und
vokalen, plötzlichen einsetzenden Lauten wie z.B. Räuspern, Grunzen, Zischen, der Gebrauch von Schimpfwörtern oder die Wiederholung eigener Laute oder Wörter.
Die Dissoziative Identitätsstörung (vormals Multiple Persönlichkeitsstörung)
ist charakterisiert durch das Vorhandensein von zwei oder mehr (oftmals bis zu 100) unterscheidbaren Identitäten oder Persönlichkeitszuständen, die wiederholt die Kontrolle über das Verhalten der Person übernehmen. Für wenigstens einige Persönlichkeiten (auch als Alters bezeichnet) besteht dabei Gedächtnisverlust für bestimmte Ereignisse, während eine andere die Kontrolle innehat.
Geraten Menschen in Extremsituationen, entsteht eine Art Reizüberflutung im Gehirn, ein Ausweg ist erforderlich. Menschen, die in der Lage sind gut dissoziieren zu können, dass heißt, die in der Lage sind, zusammengehörige Dinge im Bewusstsein voneinander zu trennen, finden hier seelisch ihre Rettung aus der fatalen Situation. Sie trennen das reale Geschehen von ihrem Bewusstsein ab und "denken" sich in eine andere
Situation. Nicht selten kommt es dabei zu Erinnerungslücken, da ja eine 'andere Person' in dieser Zeit agiert hat.
Wir können also feststellen, daß es für alle 'Besessenheitsanzeichen', die im Rahmen religiösen
Eifers diagnostiziert wurden, reale psychologische und medizinische Erklärungen gibt und somit auch unterschiedliche
wissenschaftliche Heilmethoden zu Verfügung stehen, die den Betroffenen helfen, anstatt sie, durch religiös motivierte
Beweggründe, in eine noch tiefere Krise zu treiben bzw. sie damit fest an die jeweiligen Glaubensrichtungen binden zu wollen.
Ein weiterer, neuzeitlicher Aspekt für dämonisches Treiben in der menschlichen Psyche ist das
Phänomen des
Amoklaufes
.
Natürlich stellt sich die Frage ob Amokläufe in der westlichen Kultur (Littleton, Erfurt usw.) tatsächlich diesem ursprüngliche malayischen Phänomen so einfach
eins zu eins gegenübergestellt werden können; denn bei o.g. genannten Amokläufen wurde nachgewiesen, daß diese keineswegs im Drogenrausch, sondern als Folge des jeweiligen, unzulänglichen Schulsystems zustande kamen, welches
wenig Wert auf die einzelnen Belange und Sorgen der Schüler legte und somit zumindest ein wichtigen Basisfaktor für die Taten darstellte.
Zu diesem Thema und auch zu dem Gebiet der Serienkiller (ebenfalls
ein Phänomen, welches gerne mit Dämonen in Verbindung gebracht wird) sind hier zwei Specials angeführt um auch diese Begriffe
etwas zu durchleuchten und zu entmystifizieren.
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Serienkiller und Massenmörder-Special |
Erotik-Special |
Quellen: psychosomatik.at; medizininfo.de; Uni Hamburg; Die Geschichte des Teufels (G. Rosskopf-Parkland Verlag)