Was sind Dämonen?

Begriffserklärungen, Zitate, Sichtweisen aus verschiedenen Epochen und Kulturen,
 graphisch begleitet von Stichen und Radierungen unterschiedlicher Kunstperioden.
Daimonion (Pl. Daimonia): jüdisch/hellenistische Gesamtbezeichnung (Septuaginta) für verschiedenartige Gruppen böser Geister. Zu ihnen zählen die Shedim, She'irim und Sijjim genauso wie Lilith, Samael, Azazel und Ashmodai.

Sie bringen Plagen und Schaden aller Art, verführen zur Sünde und verderben die Seele. Sie erregen Krankheiten und schädigen Leib und Seele. Sie beeinträchtigen persönlichen Besitz und bringen Not und Elend. Ihr Unwesen treiben sie in Häusern, auf Feldern, in Wüsten, an Stätten der Unreinheit, an Wasserstellen und in Wäldern.

Sie wirken in der Dämmerung und der Nacht und werden zumeist durch verschiedene Beschwörungen, die in direktem Zusammenhang mit Askese bzw. Verzicht stehen vertrieben.

Lexikon der Mythologie

Dämon bedroht Magier (ca. 1850)

Belphegor (1863)
Zitate griechischer Philosophen:

'Alles ist erfüllt von Göttern und Dämonen'
Epiktet (140 n. Chr.)

'Dämonen sind die Bewohner einer Mittelwelt zwischen der Region der Götter und der Menschen'
Plutarch (80 n. Chr.)

'Dämonen haben die Sinne, Triebe und Affekte mit den Menschen gemein'
Plotin (250 n. Chr.)


Mittelalterliche "Weisheiten":

'Dämonen bewegen sich schneller als alle Vögel'
(Yves de Cartres)

'Dämonen waren und sind weder im Himmel noch auf Erden, sondern in der Luft'
(Hildebert von Mans)

'Der Dämon kann mit übernatürlichen Kräften nur durch Pflanzen wirken'
(Rupert von Deutz)

'Dämonen sind alle vom Schwachsinn befallen'
(Guillaume d'Auvergne)




Dämon (G. Hellnw.)

Reitende Hexen (Goya)
Der Sabbath

'Es ist ein phantastischer Anblick, wie die nächtlichen Gestalten gleich Geistern aus den Wolken herabkommen. 

Der Teufel als Großmeister in der Gestalt eines schwarzen, bärtigen Bockes sitzt auf einem goldenen Thron, umgeben von seinen Dämonen, die in den Gestalten von Ungeheuren mit wilden Gesichtern, doch auch als die schönsten und wohlgeformtesten Menschen auftreten. Auf Geheiß Satans führen die Dämonen die anwesenden Hexen und Hexer durch das große Feuer welches auf dem Sabbathplatz brennt...

Nach dem Mahl tanzen die Paare aus Menschen und Dämonen Arm in Arm in grotesker Formation in einem Reigen, der immer tollere Formen annimmt und selbst die Verruchtesten erbleichen läßt'
(Delancre - Tableau de l'inconstandce de mauvais anges)


Dämonen sind weder männlich noch weiblich, sie sind bloß dahinwehende Phantome, wie ein Windstoß eines plötzlich aufkommenden Windes, der das Dunkel am hellichten Tage bringt. 
Der Schatten eines Dämon ist dunkel und düster und es gibt kein Licht an seinem Körper, er streift an unbewohnten Orten und in verlassenen Gegenden umher. 
Die Horden der Dämonen sind ein Sandsturm der rasend am Himmel einherwirbelt. 
Dämonen streifen um das Krankenbett herum und bewirken, daß der Körper des Kranken wie Feuer glüht....

(Textstellen aus altmesopotamischen Schriften)


Teufel holen die Seelen (M. Wolgemut)

Lamashtu












Lilitu

Sieben sind sie, sieben sind sie! In der Tiefe des Ozeans, sieben sind sie! Lagernd im Himmel, sieben sind sie! In der Tiefe des Ozeans, in einer Behausung wuchsen sie heran. Nicht männlich sind sie, nicht weiblich sind sie. Sie, vernichtende Wirbelwinde sind sie. Ein Weib haben sie nicht genommen, Kinder haben sie nicht gezeugt.. Schonung und Mitleid kennen sie nicht, Gebet und Flehen hören sie nicht. Rosse, die im Gebirge aufgewachsen sind, sind sie. Sie sind die feindlichen Gewalten des Ea, die Thronträger der Götter sind sie. Den Steig zu zerstören, treten sie auf die Straße. Böse sind sie! Böse sind sie! Sieben sind sie, sieben sind sie, zweimal sieben sind sie.

Die 7. Tafel der Schurpu-Serie

Demetu ist aus der Meerestiefe heraufgestiegen, der Mann ist aus dem Himmel herabgekommen, die Achchazu haben wie Gras die Erde bedeckt, nach allen vier Winden ist Schrecken verbreitet, wie Feuer glühen sie. Die Leute in ihren Wohnungen machen sie krank, ihre Leiber bedrängen sie. Über Stadt und Land bringen sie Wehklage und Jammer über klein und groß. Mann und Weib schlagen sie in Banden, erfüllen sie mit Schmerz. Am Himmel und auf der Erde regnen sie wie ein Gewitter, und spannen ein Netz aus. Wo der Zorn der Götter lastet, da stürzen sie mit hin mit lautem Geschrei. Einen Menschen, von dem sein Gott gewichen, überfielen sie, wie mit einem Gewand, deckten sie ihn zu, gingen auf ihn los, mit Gift spritzten sie ihn voll, seine Hände banden sie, seine Füße fesselten sie, seine Seite bedrängten sie, mit Galle bespritzten sie ihn, durch Fluch und Bann war sein Leib bedrängt, durch Atemnot und Husten war seine Brust geschwächt. Geifer und Scham erfüllten seinen Mund. Über jenen Mensch brach Jammer und Schmerz herein, völlig war er aufgelöst, Tag und Nacht lief er umher, vor Schnerz konnte er nicht ruhen.  

Die 9. Tafel der Schurpu-Serie

Die Kopfkrankheit treibt sich in der Wüste herum, dahinstürmend wie der Wind, wie der Blitz leuchtet sie auf, oben und unten hat sie freie Bahn. Wer seinen Gott nicht fürchtet, den bricht sie wie ein Rohr, seine Gelenke zerschneidet sie wie ein Hennarohr. Wer eine schützende Göttin nicht hat, dessen Glieder peinigt sie. Wie ein Stern am Himmel leuchtet sie auf, wie das Wasser des Nachts schleicht sie dahin. Dem Wanderer stellt sie sich in den Weg, wie der Sturmwind setzt sie ihm zu, den einen tötet sie, den anderen treibt sie umher, als ob er Leibschneiden hätte, so daß er wie einer, dem die Eingeweide herausgerissen, dahinrast, wie einer, der ins Feuer geworfen ist, brennt, wie ein Wildesel ist, dessen Augen bedeckt, umwölkt sind. An seinem Leben frisst sie, mit dem Tod ist er verbunden. Tiu, ist es, deren Weg, wie den eines schweren Sturmes, niemand kennt, deren Endrichtung, deren Ziel niemand kennt.

Tafel der Aschakku-Serie

Der böse Aschakku ist wie eine Sturmflut herangekommen, mit Schreckensglanz erfüllt er die weite Erde, mit Schrecken ist er angetan, mit Furchtbarkeit ausgerüstet. Durch die Straßen schlendert er dahin, in den Gassen schafft er sich freie Bahn. Er stellt sich zur Seite des Menschen, niemand sieht ihn. Wenn er in ein Haus eintritt, so weiß man nichts von seiner erscheinung, wenn er aus dem Hause geht, wird er nicht beobachtet. Der böse Aschakku entsteht im Leibe des Menschen, einen Wanderer hat er bedeckt mit seinem Kleid, seine Hand und seinen Fuß hielt er, seine Glieder hemmte er.

Namtar

Der böse Namtar, der das Land wie Feuer verbrennt, der wie ein Aschakku dem Menschen sich naht, der über die Wüste wie ein Sturmwind dahinbraust, der wei ein Bösewicht den Menschen packt, der wie eine Plage den Menschen plagt, der Hände nicht hat, Füße nicht hat, bei Nacht umgeht, hat den Kranken abgeschält wie eine Zwiebel, hat seine Gelenke gebunden und ihn niedergeworfen, so daß er in seinem Bett dann des Nachts nicht schlafen kann. Seine Gestalt hat er niedergeworfen, seine Beine hat er ergriffen, sein Gott ist von ihm gewichen, seine Göttin hat sich aus seinem Leibe entfernt.

Die Uttuki

Von Land zu Land wandern sie, indem sie das Mädchen hervor aus ihrer Kammer treiben, den Mann aus dem Hause seiner Verwandtschaft jagen. Den Sohn aus dem Hause seines Vaters jagen, die Tauben aus ihrem Verschlag verscheuchen, den Vogel aus seinem Obdach treiben, die Schwalbe aus ihrem Neste fliegen machen. Den Ochsen packen sie an, das Schaf packen sie an, gewaltige Stürme, böse Utukki, Jagdhunde sind sie, die das Land vernichten, sind sie.

Aus der Maqlu-Serie

Die Zauberin, die sich in den Straßen herumtreibt, in die Häuser herumgeht, in den Gassen den Menschen nachstellt, auf den Plätzen die Menschen vergewaltigt, nach vorn und nach hinten wendet sie sich, stellt sich hin mitten auf die Straße, so daß er umkehren muß, auf dem Platz hemmt sie sie den Gang. Dem liebenden Manne raubt sie seine Zeugungskraft, dem liebenden Mädchen nimmt sie ihre Leibesfrucht. Mit ihrem Blick nimmt sie weg ihren Reiz. Dem Manne, den sie angeblickt hat, nimmt sie seine Zeugungskraft, dem Mädchen, das sie angeblickt hat, nimmt sie ihre Leibesfrucht.

(Textstellen aus babylonischen Tafeln)